Im Auenland

Nach dem ich nun endlich wieder auf meine Seite komme - meine Internetverbindung war sehr beharrlich in ihren Hinderungsversuchen - kommt hier nun noch einmal "mein Wasserfall", von dem ich Anfang der Jahres ja bereits einmal berichtete und zu dem es im März auch einige Bilder gab. Jetzt führt er etwas weniger Wasser, so wie auch der Fluss, dafür ist alles grün mit einigen, wenigen gelb-braunen Bäumen dazwischen. Diesmal habe ich mich ihm von der anderen Seite her genähert - am "Lac de Carcès", der einfach eine besonders breite Stelle im Fluss darstellt, sich aber von diesem nicht wirklich deutlich abhebt, entlang.

Libellen und Schmetterlinge schwirren in allen Farben und Größen durch die Luft. Frösche fliehen meinem Schritt mit großen Sprüngen ins Wasser. Es hat genau die Temperatur, bei der ich ständig meinen Pulli ausziehe, nur um ihn einige Minuten später wieder anzuziehen. Licht und Schatten wechseln sich ab, malen Muster auf die kleinen Sandstrände neben den Fluss, in dem sich die Bäume und der Himmel spiegeln. Es riecht nach dem typischen Südfrankreichgeruch, wie ich ihn aus den Familienurlauben kenne. Doch auch nach Laub. Der Pfad ist schmal. Teilweise halb abgebrochen. Es bedarf großer Achtsamkeit nicht in den Fluss zu fallen, doch diese fahre ich gerade sowieso aus, um all die Wunder um mich herum aufnehmen zu können. Es ist als wäre ich im Auenland gelandet und es hätte mich wohl nicht gewundert wäre ein Hobbit ums Eck gekommen, um mich auf ein Picknick einzuladen. Zum Wasserfall herunter ist es dann eine richtige Kletterpartie. Doch es lohnt sich. Wunderschön ist er, wie er sich über die Kante stürzt und andernorts durch eine Spalte springt, in ein kleines Becken, bevor es steil, wenn auch nicht mehr senkrecht, spritzend weiter geht, über große, bemooste Felsbrocken. Nur der Abfall, der müde zum Fuße des Wasserfalls dahintreibt stimmt mich traurig. Ich habe hier schon so viele wunderbare Orte, so viel Magie der Natur gesehen, doch oft stelle ich fest, dass vor mir auch schon Menschen da waren. Menschen, die das Wunder und die Magie nicht sehen konnten und ohne jeglichen Respekt vor der Natur und dem Leben einfach ihren Dreck hinterlassen haben.

Auf dem Rückweg gibt es dann noch mal ein richtiges Highlight - zwei Otter! Den einen hatte ich schon früher einmal, zusammen mit Arthur gesehen (der ganz aus dem Häuschen war darob), doch der zweite ist neu für mich. Vielleicht ist es auch ein Pärchen? Eine ganze Weile beobachte ich , wie sie schnell und elegant und dann wieder langsam, wartend, durchs Wasser gleiten. Ich konnte sogar ein, zwei ganz passable Fotos machen. Doch die gibt es wann anders... 

Arc-en-cascade

Zusammen mit Yannick war ich in Sillans-la-cascade und wie der Name schon sagt, befindet sich dort ein atemberaubender Wasserfall. Ein schöner Weg führt durch ein kleines Wäldchen immer weiter hinab, bis zu einem breiten Bach, der sich dort entlangschlängelt. Zu dieser Zeit gab es kaum Touristen und bei den wenigen habe ich mich nicht als Deutsche zu erkennen gegeben (es gab ein deutsches Ehepaar, das so dermaßen klischeehaft deutsch war, dass ich es vorzog auf französisch zu grüßen). Von dort ist der Wasserfall bereits recht gut zu sehen, aber zu dem eigentlichen, kleinen Paradies kommt man nicht... Also... Wenn man sich an die Regeln hält. Ich hingegen bin dem zielstrebig durch und über Zäune steigenden Yannick bis zum Fuß des Wasserfalls gefolgt, der sich sprudelnd in einen türkisen Teich ergießt. Auf großen Felsbrocken genossen wir unser Picknick aus Trauben und Äpfeln. Der Wind trug vereinzelt die Wassertropfen zu uns und die Sonne malte einen Regenbogen in sie. Enten schwammen auf dem See und das fallende Wasser übertönte die Stimmen der Menschen, die sich irgendwo hinter einer Flussbiegung verbargen.

 

Der Oktober wird wasserlastig... Bald geht es noch an den Ärmelkanal...

Zwischen den Nasen

Vier Tage war ich in Wissant, einem kleinen Ort zwischen den Caps Griz Nez und Blanc Nez am Ärmelkanal. Hier also kann man Frankreich auf der Nase herumtanzen... ^^

Direkt vom Haus aus erstreckt sich die Sicht auf die unruhige See, aufgepeitscht vom stetigen Wind und flaschengrün. Von der steinernen Promenade führen Treppen an Felsbrocken vorbei hinunter zum weitläufigen Strand. Zumindest bei Ebbe. Bei Flut schäumen die Wellen über die großen Steine und die unteren Treppenstufen.

Cap Blanc Nez - Idyllisches Kuhparadies

Im Osten erhebt sich ein weißes Kliff - Cap Blanc Nez. Über den endlosen Sandstand mache ich mich auf dorthin. Meeresrauschen begleitet mich, während mir entgegenweht. Weich geschwungene Dünen erheben sich zu meiner rechten. Das lange Strandgras wiegt sich auf ihnen im Wind und Möwenschwärme segeln über mir hinweg. Über allem liegt eine ganz besondere Friedlichkeit. Trotz der Wildheit des Meeres, wirkt alles vor allem idyllisch. Das Wasser malt schwarze Muster in den hellen Sand und formt kleine Flussbettchen. Auf dem Cap selbst schließlich grasen weiße Kühe auf grünen Hügeln. Oben steht ein Turm, markiert den obersten Punkt des Kliffs. Auf dem Rückweg laufe ich der sinkenden Sonne entgegen. In dramatischem Rot und sanften Rosa färbt sie den Himmel und die obskuren Wolkengebilde. Alles spiegelt sich im nassen, feinen Sand. Unglaublich schön ist das. Magisch. Ein paar Möwen fliegen auf, erfüllen den letzten Rest des Klischees eines Sonnenuntergangs am Meer. 

Cap Griz Nez - Wildes Schafparadies

Im Westen erhebt sich ein braunes Kliff mit einigen Häusern an seinem Fuß - Cap Griz Nez, die Brudernase. Auf dieser Seite ist der Strand so ganz anders. Schwarze Gebilde, die mit grünem Zeug bedeckt sind erheben sich immer wieder. Zunächst halte ich sie für flache, große Felsen, doch später finde ich heraus, dass es sich um Erde handelt. Vielleicht Torf? Vereinzelt liegen außerdem Lehmklumpen auf dem Strand herum. Diesmal ist die See besonders wild. Der Wind treibt mich von hinten her voran. Hin und wieder entdecke ich blau und wabbelig eine Qualle am Strand. Insgesamt wirkt hier alles wilder und irgendwie unwirklich. Als wäre ich in einer Astralwelt gelandet. Die schönsten Muscheln finde ich dort. Über den Buckel wandere ich am Leuchtturm vorbei bis zum äußersten Rand des Caps, von wo aus sich das Meer endlos vor mir erstreckt. Auf dem Rückweg gehe ich unten entlang. Klettere über die schroffen Felsbrocken, die seltsam anmutende Muster bilden, wenn man von oben auf sie herabsieht. Wild überschlagen sich die Wellen im Wettlauf wer zuerst die aus dem Wasser ragenden Felsspitzen erreicht. Der Wind bläst mir mit einer unglaublichen Kraft ins Gesicht. Er erzählt von Freiheit und Wildheit. Möwen fliegen auf, als ich komme. Geben sich dem Strom der Luft hin. Zurück gelassen am Strand schicke ich meine Seele hinterher.