Südfranzösischer Geburtstagsschnee

Am ersten Dezember überrascht mich Marie-Caroline mit einem Kuchen und einem Geburtstagsgeschenk. Tatsächlich habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, so bin ich denn recht gerührt, als mir die Kinder - und ein befreundetes Geschwisterpaar, das auch da ist - mir "Joyeux Anniversaire" singen, während Arthur den Kuchen mit drei Kerzen darauf zu mir trägt.

Am Abend holt mich dann Yannick ab. Gemütlich genießen wir einen Film und zu Mitternacht, zu Beginn meines eigentlichen Geburtstages, gibt es dann sein Geschenk, bevor wir uns ins Bett kuscheln, um fit zu sein für das Geburtstagsessen bei Catherine und Irène.

Wir werden gleich mit Kartoffelhäppchen mit grüner Pesto garniert und runden, knusprigen Talern mit Lachs obenauf zum Aperitif empfangen. Im Ofen brennt ein heimeliges Feuerchen und Irène richtet Yannicks Geburtstags-Ranunkeln wunderschön auf dem Tisch an. Später gibt es dann eine köstliche Suppe, gefolgt von einer ebenso fantastischen Ente mit Kartoffelgratin und einer Art salzigem Kuchen, bei dem ich nicht ganz sicher bin was genau drin ist, der mir jedoch auch sehr mundet. Den krönenden Abschluss stellen eine Engadiner Nusstorte und eine Linzer Torte von meiner Mutter dar.  Alle haben sich darüber lustig gemacht wie wenig ich spreche... Aber wer während einem Lebensmittelorgasmus zu viel spricht ist selbst schuld...

Auch sonst ist der Tag sehr schön. Wie eigentlich immer zu meinem Geburtstag liegt Schnee (ich sollte besser nie im Regenwald feiern) und verzaubert Olivenhaine und Weingärten, durch die wir zur Verdauung schlendern. Der schmelzende Schnee bildet kleine, glitzernde Tropfen an den Blatträndern der Pflanzen. Vielfarbig leuchtet alles um uns herum in Gelb-, Rot-, und Brauntönen.

Zurück im Haus erwartet uns dann wieder das warme Feuer und frischer Tee.

Zum letzten Mal...

Ein letztes Mal geht es für fünf Tage nach Russy-Bemont zu den Großeltern der Kinder, zum Weihnachten feiern.

Familienchaos total

Am Freitag wäre mir fast die Decke auf den Kopf gefallen - 12 h arbeiten, ohne Pause und nur die beiden sich fetzenden Geschwister. Doch am Samstag war dann erst einmal großes Familienweihnachten beim Uropa. Achtzehn Kinder - sofern ich mich bei dem Gewusel nicht verzählt habe - und auf etwa jedes Kind drei Erwachsene. Achja, Teenager gab es auch noch so sieben oder so. Das alles wieder in einem unglaublichen Anwesen. Sehr, sehr klassisch eingerichtet, ok vollkommen altbacken eingerichtet, sehr groß und insgesamt etwas dunkel. Für jedes Kind ein Geschenk vom Weihnachtsmann - den Kindern ist der eigentliche Schenker unbekannt - vor dem riesigen Kamin, in den man auch gut ein viertel der Kinder hineinsetzen hätte können. Bei der Geschenkevergabe mussten sich dann alle Kinder und Jugendliche der Größe nach in eine Reihe stellen und die Kleinsten bekamen zuerst. Einer nach dem anderem bekam sein Päckchen in die Hand gedrückt, lief damit zu Oma-Catherine (die heißt zufällig genauso wie meine Französischlehrerin, doch das ist die einzige Gemeinsamkeit), die dann beim Auspacken "half". Meist sah es so aus, dass es mehr sie war die es auspackte... Castille war leider eher enttäuscht von ihrem Geschenk. Sie hat daraufhin beschlossen Mittagsschlaf zu halten und hat den Großteil des restlichen Festes verschlafen. Anders als ich, die ich immer zu auf Achse war, die vielen Bälger in Schach  zu halten. Trotz gruselig vielen Menschen auf dann im Verhältnis doch recht wenig Raum und der großen Kinderschar, war ich am Samstagabend nur halb so durch wie am Freitag. Dennoch habe ich ein Bett selten so einladend empfunden... 

...und noch mal Weihnachten...

Am Sonntag dann sind wir alle im Wohnzimmer im Russy-Bemont versammelt. Also Arthur, Castille, drei weitere Kinder, zwei weibliche Pubertiere, die Großeltern und noch zwei weitere Elternpaare zu den Kindern und Teenagern. Diesmal haben wir es geschafft Castille von ihrem Geschenk zu überzeugen - sogar von dem am Tag zuvor. War das erste Mal ein Toaster und das zweite Mal eine Kaffeemaschine für ihre Kinderküche. So war dann alles ganz gut. Ich habe noch einmal Ente bekommen - vom Opa selbst geschossen und von einem der Väter im offenen Kamin im Esszimmer über dem Feuer gegrillt - und einen gar köstlichen Wein von 2000. Danach hatte ich sogar eine Stunde Zeit für ein Nachmittagsschläfchen. So hatte ich noch mal einige schöne wenn auch sehr intensive Tage mit den Kindern.

...und schließlich heißt es Abschied nehmen

Am Montag ging es dann zurück nach Cotignac und von dort direkt für die letzte Woche zu meinen Freunden.

 

Letzte Umarmungen, ein letztes Mal Oscar füttern, ein letztes Mal Quatsch machen mit den Kindern. Doch Marie-Caroline hat mich zum Abschied nicht umarmt. Wer glaubt das französische Küsschen geben sei automatisch näher, als sich die Hände zu reichen, der irrt. Ich habe mich von den Eltern der von mir so geliebten als Fremde verabschiedet, bin gegangen wie ich gekommen bin. Der Abschied von den Kindern viel mir da schon deutlich schwerer...

Doch jetzt genieße ich noch die letzte Woche mit Yannick!

Déjà-vu ?

Mein kleiner Bruder hat am 12.12.2017 das Licht der Welt erblickt! Ich komme am 19.12. heim - wenn er genau eine Woche alt sein wird. So wie es auch schon mit Oscar war... Doch dazu vielleicht später mal noch etwas, vor dem Beenden dieses Blocks.

Geburtstag, Abschied, Heimkehr

Yannick und ich haben es schön miteinander diese letzte Woche. Yannick nutzt die Möglichkeit einen guten Fotoapparat nutzen zu dürfen und macht ein kleines Fotoshooting mit mir im Haus von Catherine. Ich habe noch eine letzte Französischstunde, bei der ich meiner Lehrerin meinen selbstgemachten Kreisel schenke und beiden - also ihr und Irène - ein paar von meinen Plätzchen.

Zu guter Letzt ist auch noch Yannicks Geburtstag, den wir gemütlich zu zweit verbringen - mit Linsentalern, Ajvar und leckeren Törtchen von meiner Lieblingsbäckerei. Später gibt es dann natürlich noch Blümchen von ihm - aber in Südfrankreich wird ja immer so gelegentlich mal gearbeitet... (ok, ist ein wenig überzogen, aber ein bisschen stimmt's schon)

Am Montag vor meiner Heimfahrt schließlich besuchen wir noch einmal den Wasserfall, der das letzte Mal Regenbögen zwischen Himmel und Erde malte. Dieses Mal war der Himmel dafür zu bewölkt, aber meine Fotos sind dennoch schön geworden. Ein letztes Mal die französische Natur genießen, bevor es dann heute heimgeht.

Es war ein wenig chaotisch mit dem Zug, doch irgendwie hat mich das alles nicht sehr gestört, zu sehr war ich eingenommen von dem Abschied von Yannick. Doch zugleich freue ich mich bereits auf all die Lieben zu Hause, insbesondere auf meine beiden Geschwister!

Im Moment sitze ich im Zug, bei dem ich kaum weiß wie ich es es hinbekommen habe all mein Gebäck hinein zu bekommen. Insgesamt wiegt der Kram sicher mehr als ich - ich schätze auf 70 kg. Dafür habe ich mich danach ganz leicht gefühlt, als ich den ganzen Krempel in der Gepäckablage losgeworden bin.

Ich hoffe pünktlich anzukommen bevor dann ein paar letzte Worte hierher finden.

Letzte Worte

Wieder zurück in Pfaffenhofen, bei ein wenig Schnee auf dem Boden und Nieselregen.

Viel habe ich dieses Jahr erlebt und gelernt.

Ich bin dankbar für diese Erfahrung, für all die Menschen die ich treffen und all die Orte die ich entdecken durfte.

Unser Hund hat mich vor lauter Freude gleich ein wenig kaputt geliebt. Er ist fast explodiert vor Freude. Meine Schwester war da schon sanfter und mein kleiner Bruder ist ein kleines Goldstückchen!

Zum Abschied noch ein letztes Bild von Montag.