Der Wasserfall am Ende der Wildnis

Gestern habe ich endlich einmal den Wasserfall von Cotignac aufgesucht - und festgestellt, dass jener ein anderer ist, als der große, von dem ich schon einmal ein Foto hier zeigte und schrieb, dass das wohl der Wasserfall von Cotignac sein muss.

In Wirklichkeit kann man den aber gar nicht sehen, solange man nicht direkt davor steht.

An der Cassole entlang führt ein Trampelpfad durch die Wildnis. Teilweise mit größeren Felsen, so dass es mit meinem Fahrrad, das ich - im Gegensatz zu meiner Kamera - dabei hatte, eine echte Kletterpartie wurde. Eine Familie die mir entgegenkam behauptete, als sie mich sahen, denn auch einfach, dass es gar nicht möglich sei. Aber zum Glück habe ich ihnen nicht geglaubt, so dass ich einen wirklich paradiesisch anmutenden Ort erblickte, als ich schließlich die letzte Hürde genommen hatte.

Der Wasserfall ist zwar eher ein schmales Rinnsal, dass leise in einen kleinen Tümpel plätschert, aber gerade das macht den Ort so magisch. So zart und still. Die Pollen, die auf dem Wasser treiben formen immer neue Muster, Libellen in schwarz-gelb, schillernd blau mit lila Schwanzende und signalrot schwirren über dem Wasser. Kommen immer wieder zusammen, paaren sich, lösen sich wieder und schweben weiter. Wie kleine, tanzende Feen. Eine grau-braun-geringelte Schlange schlängelt über den Teichboden. Ein schräg gewachsener Baum streckt sich über das kaum bewegte Wasser.

Auf dem saß ich dann, um "L'oeil de loup" von Daniel Pennac fertig zu lesen und die stille Heiligkeit dieses Ortes zu genießen.

Blowing in the wind

Am Abend war die Vernissage von Catherine, meiner Französischlehrerin und außerdem von noch zwei weiteren Künstlern. Zur Thematik "Material" gab es somit Fotografin, Ölgemälde und Skulpturen aus Metall und eine aus Holz und Metall. Nebenbei außerdem ein üppiges Buffet bei abwechslungsreichen und interessanten Gesprächen. Die Veranstaltung war schon lange vorbei, als ich mich immer noch unterhielt. Mond und Sterne begannen am Nachthimmel zu funkeln. Unglaublich hell ist der Mond heute. Die Farbe, die er ans Firmament malt, ist so hell nachtblau, dass es wie ein dunkles Türkis wirkt. Im Dorf werden Spielzeugtraktorrennen ausgefochten - Erwachsene düsen laut johlend, von anderen Erwachsenen angefeuert Cotignac herunter, welches insgesamt auf einem Berg liegt und somit schief und bestens geeignet ist. Live Musik spielt. Noch immer tönt sie vom Dorf her durch mein Fenster. Stände bieten ihre Ware feil. Ein Drechsler drechselt kleine, bunte Kreisel. Wir kamen ins Gespräch - und ich durfte mir selbst einen Kreisel drechseln! Leise verklang das Fest hinter mir, auf meinem Weg zum Parkplatz. Ich war schon fast bei meinem Auto, als die Band "Blowing in the Wind" spielte und damit dieses Gefühl der Leichtigkeit, dieses ganz spezielle Gefühl, wenn du nicht mehr Teil eines Festes bist, es aber noch zu dir hinüberschwappt, es dich noch nicht ganz freigegeben hat, perfekt einfing. Ich legte meine Tasche auf den Parkplatz, streifte meine FlipFlops ab und tanzte. Einfach so. Für den Mond vielleicht.

Eine Woche Mittelmeer

Eine Woche war ich nun mit den Kindern, der jungen Taufpatin von Oscar (12) und den Großeltern väterlicherseits in deren Ferienhaus in Sanary sur la mer. Vom Fenster aus, offenbart sich ein weiter Blick auf die Blumen im Garten und dahinter ist direkt das Mittelmeer. Direkt beim Haus gibt es einen kleinen Felsstrand von wo aus ich so manche Schwimmrunde startete. Hier gibt es Fischschwärme mit lauter kleinen, blauen, glitzernden Fischen. Ganz nah kann ich an sie heran schwimmen, bevor sie sich hektisch in eine andere Richtung begeben. Doch niemals teilt sich der Schwarm. Immer bleiben die kleinen, flinken Tierchen zusammen. Wobei ich es natürlich auch nicht darauf angelegt habe sie zu verschrecken oder zu verteilen.

Einmal bin ich auch auf einem langen Brett, stehender Weise über das Meer gepaddelt. doch am besten ist es doch, sich einfach auf den Rücken zu legen und treiben zu lassen. Einfach schwerelos über die Wasseroberfläche schweben, bis einem fast ein wenig schwindlig wird von dem leichten Schaukeln. Kaum kann ich dann noch sagen wo das Ufer ist, ohne die Augen zu öffnen und nachzusehen.

Die Luft riecht nach Salz und Fisch. Boote knarzen im Hafen. Wunderschöne Segelboote. Eines ist dabei, das mag ich besonders gerne. Es ist kunterbunt bemalt. Wie ein Hippiebus. Eigentlich sogar noch bunter. Mit Nixen, Seeungeheuern, Blumen und bunten Feldern.

Allnächtlich baut sich hier ein großer Markt auf, mit verschiedenen Künstlern. Aber auch Musik spielt von einer Bühne. Am Nationalfeiertag wurde zudem ein unglaubliches Feuerwerk abgefeuert - und das fast direkt vor der Haustüre, von dem kleinen Leuchtturmsteg aus. Teilweise ist die Asche direkt auf mich hinab geregnet.

Natürlich habe ich es mir auch nicht nehmen lassen einmal über den Markt zu schlendern, wobei ich schließlich bei einem musizierenden Indianer hängen blieb. Vielseitig, meditativ, magisch war seine Musik. Außerdem hatte er einen wirklich beeindruckenden Kopfschmuck auf. Später habe ich ihm als Dank für seine Musik noch beim Aufräumen geholfen.

 

Auch die Kinder hatten großen Spaß! Sandburg um Sandburg haben wir errichtet, an dem kleinen Sandstrand, der etwa 15 min Fußmarsch entfernt liegt. Steine wurden gesammelt und Boot gefahren. Außerdem gibt es in Sanary ein wirklich wunderschönes, zweistöckiges Karussel. Ein richtiger Kindertraum und für mich zum Fotografieren auch... Nur das Feuerwerk konnte Castille nicht so wirklich begeistern. Es war ihr zu laut und so schnappte sie sich ihren Opa und verkroch sie sich lieber im Bett. Oscar hingegen war nicht weiter irritiert und Arthur war absolut begeistert.

Jetzt sind wir alle bereits wieder im Weinberg. Ich bin noch ein bisschen brauner geworden, habe viel zu viele Fotos zum sortieren und freue mich jetzt ein wenig frei zu haben, da ich die letzte Woche an sich nur während dem Mittagsschlaf Freizeit hatte.

 

 

Von den Fotos wird es leider nicht so viele hier geben, da ich hier nur begrenzt welche hochladen kann und mein "Speicher" auf jimdo ist bereits voll...

Scifi unterm Sternenhimmel

Am Freitag war ich auf einer Open Air Aufführung von "Valérian et la cité des mille planètes". Zu Füßen der hohen Felsen, die sich hinter Cotignac erheben, ist in einem Halbrund aus einer halb verfallenen Mauer, die Leinwand aufgestellt. Glühwürmchen schwirren umher, die beleuchteten Felsen im Hintergrund tauchen alles in ein mysteriöses, unwirkliches Licht. Eine schaurig schöne Stimmung breitet sich aus. Dann startet der Film. Mit dem Lied "Major Tom" von Amanda Palmer findet sich der Zuschauer im All wieder, wo der Anfang der Raumstation "Alpha" gezeigt wird, die so rasant wächst, dass sie irgendwann zu groß ist um weiterhin neben der Erde bleiben zu können. Von einer unglaublichen Alienrasse zur nächsten geht es. Bildgewaltig, fantasievoll ist der Film, der einen tief in fremdartige Welten entführt. Aber mehr verrate ich auch gar nicht mehr zur Story - seht ihn euch an, es lohnt sich! Obwohl der Film komplett auf Französisch ist und ich somit kaum ein Wort verstehe, ist es ein Leichtes der Geschichte zu folgen. Selbst die Hälfte der Witze verstehe ich, den Lachern und dem selber lachen zu urteilen. Mit der Zeit werden es auch immer mehr Sterne am Himmel. Als wäre man selbst im All. Auf dem Heimweg funkelt der beleuchtete Brunnen auf dem Stadtplatz und wirft verspielt funkelndes Licht an die alten Häuser ringsum. Lichterketten weisen den Weg aus dem Dorf zum Parkplatz. Zu Hause angekommen, im Dunkel des Weingartens zeigt die Milchstraße noch  mal ihre ganze Schönheit, bevor ich müde ins Bett sinke.

Sonne, Steine, Sein

Gestern war ich acht Stunden Fahrrad fahren und wandern. Direkt nach dem Ausschlafen und anziehen, also so um zehn, geht's los. Ich schnappe mir das Mountainbike von Marie Caroline und fahre mal wieder zu der Kirche auf dem Berg. Was mit dem Auto nicht mal fünf Minuten braucht, ist mit dem Fahrrad eine Viertelstunde Plackerei. Selbst wenn ich gewollt hätte - ohne Pausen hätte ich es wohl nicht bis nach oben geschafft. Oben gibt es dann erst einmal eine Runde Schokokekse. Mein Herz pocht kräftig gegen meinen Brustkorb. Ich fühle mich leicht. Von hier aus fahre ich nur noch ein kurzes Stück mit dem Rad, bis ich eine Stelle gefunden habe, die sich gut eignet es für später zu verstecken - ich habe nämlich leider kein Schloss. Von da an werden mich meine Füße tragen. Ich wähle den kleinen Trampelpfad, den ich schon von meiner abenteuerlichen Tour im Februar kenne. Es scheint, als würde den kaum je einer nutzen und als ich auf der Hälfte den Pfad dann verlasse, um auf die etwas niedrigere Kuppe zu steigen bin ich so weit weg von allen, dass ich mich sogar ausziehen kann zum Sonnen auf einem Felsen. Es ist einer meiner Lieblingsorte hier. Die Grillen zirpen. In ihrer zufälligen Zerstreuung sind die herumliegenden Felsbrocken von einer wilden Schönheit. Es riecht ein wenig staubig und harzig. Der tiefblaue Himmel spannt sich unendlich über mir auf und das Sonnenlicht lässt die Nadeln, am Nadelbaum über mir, glitzern.

Später gehe ich noch etwas weiter, auf der Suche nach dem Wasserfall, den ich im Februar von Ferne gesehen hatte, den ich damals aber nicht fand. Auch diesmal fand ich ihn nicht wirklich, was jedoch an der Trockenheit lag. Der Fluss, den ich im Februar noch mit der Brücke überquerte, lag nun fast völlig ausgetrocknet da. So folgte ich dem Flussbett bergauf. Unwirklich wirkt es. Verkalkte Felsen liegen herum, wie von einem Riesen geworfen. Schließlich komme ich auch zum ausgetrockneten Wasserfall. Wunderschön ist es hier. Ein paradiesischer Ort, mit vom Wasser gegrabenen Höhlen, in denen grüne, hängende Pflanzen wachsen. Beim Erkunden dieser Löcher im Fels steigt mir ein intensiver Geruch in die Nase. Wie eine Mischung aus Minze und Lakritze, aber doch anders. Nicht ganz zuordbar für mich, aber durch aus angenehm.

Auf dem Rückweg schließlich verfahre ich mich am Anfang ein bisschen, so dass ich statt auf einer geteerten Straße, plötzlich auf einem steinigen Wanderweg bin. Doch was für ein glücklicher Zufall! Richtig Laune macht es hier den Berg hinunter zu heizen. Hochkonzentriert achte ich darauf nicht allzu schräg an größere Gesteinsbrocken zu geraten, um nicht ungewollt abzusteigen. Meine Arme kribbeln und das Adrenalin in meinen Adern hinterlässt ein Gefühl als würde ich fliegen.

Ziemlich erschöpft bin ich als ich Abends um sechs Uhr wieder im Weingut bin. Erschöpft und klitsch nass vom Schwitzen. Fast eine komplette halbe Stunde dusche ich mit eiskaltem Wasser. Danach fühle ich mich nicht nur erfrischt, sondern auch herrlich sauber, leicht, einfach glücklich. Ich lege mich ins Bett und meditiere für eine Stunde. Nach all der Anstrengung fällt es mir unglaublich leicht einfach davon zu fliegen. In eine tiefe Stille zu gleiten und dort zu verweilen.

Draußen zirpen die Grillen.