La pluie - die Kraft der Naturgewalten

Es regnet nun schon seit Anfang der Woche, der Weg auf dem Grundstück meiner Gasteltern ist ein einziges Schlammloch, mit so unterschiedlichen Höhen und Tiefen, dass ich, wenn ich zu langsam fahre, stecken bleiben und sollte ich zu schnell werden, vermutlich irgendwo landen würde. Doch mir gefällt die Natur unglaublich gut, wie sie sich in diesen wenigen Tagen plötzlich viel lebendiger, wenn auch dennoch schlafend, anfühlt. Die harte, trockene Erde ist nun nass und schwer. Der Geruch von Wasser und Leben hängt in der Luft. "Mein" träger Fluss, hat sich in einen reißenden Strom verwandelt, die einstigen Tritte sind fast völlig versunken. Kein Wasser mehr, das unbewegt. Alles fließt und strömt. Viel von dem Totholz und von dem Abfall wurde mitgerissen. Der kleine, beschauliche Wasserfall hat sich gewandelt -  in ein wildes sprudelndes Wesen, dass alles mit sich nimmt. Auch Castille, der ich diesen so gereinigten Ort zeige, ist bewegt, oder zumindest beeindruckt. Vorher noch jammernd und schimpfend, dass sie aber lieber mit einer Freundin mitgehen würde als nach Hause, wird sie nun ganz still und staunt.

Es hat eine ganz besondere Qualität für längere und doch begrenzte Zeit an einem neuem Ort zu sein, zu erleben, wie er sich wandelt.

 

Schneemond in stiller Nacht

Draußen ist es so kalt, dass sich Raureif auf der Kinderspielhütte gebildet hat. Die Wolken des Tages sind weitergezogen und geben nun den Blick frei auf das nächtliche Himmelszelt, dass sich weit aufspannt über den Wein und den nahen Wald.

Der Mond erstrahlt in einem atemberaubenden Weiß. Ein großer Kreis ist um ihn herum - er hat den Durchmesser meines Unterarms, wenn ich mir diesen auf Oberarmlänge vor das Gesicht halte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das an der partiellen Halbschattenfinsternis liegt oder an etwas anderem, denn er verflüchtigt sich bereits nach zehn Minuten wieder - lange vor dem Höhepunkt des Ereignisses. So wichtig, was es nun ist, ist es aber auch gar nicht. Schön ist es. Magisch.

Ein kleiner Schatten kündigt sich bereits an. Tastet vorsichtig am linken Rand des Mondes. Vereinzelt funkeln auch Sterne zu mir herab. Es scheint mir, als würden sie außergewöhnlich stark flimmern und flirren. Einer ist sehr blau - vielleicht die Venus? Nichts ist zu hören. Noch nicht einmal eine Eule scheint wach zu sein.

Andächtig lausche ich der Stille und betrachte wie der Schatten langsam vorrückt. Eine Federwolke zieht vorbei und malt verträumte Wellenmuster um den Mond. Ich beobachte wie mit der Zeit Nebel aus dem Wald aufsteigt und nach und nach die Sterne verschluckt. Nur die hellsten haben Bestand. Der strahlend helle Mond hat nun einen breiten Ring um sich herum. Bescheint die kleinen Wassertröpfchen in der Luft, malt einen matten Regenbogen.

Schließlich ist unser Trabant halb beschattet, halb beleuchtet. Der mattbunte Ring um den Mond scheint etwas gewachsen und farbiger geworden zu sein. Vielleicht nur Einbildung - aber wunderschön!

Langsam verschluckt der Nebel die Umgebung. Kaum merklich verschwindet alles in weißer, wabernder Milch. Eine Wolke hat den Wald verschwinden lassen, weiße Schlangen tanzen durch den Wein. Nur der Mond strahlt noch hell vom Firmament.

Doch bevor sich die Feuchtigkeit in meinen Schlafanzug einnistet kehre ich müde zurück ins Warme und kuschel mich in meine Decke.

Sonnenschein und Artischocken

Heute war ich schon im T-Shirt draußen - gleich nachdem endlich mein Objektiv angekommen ist. Hier gleich mal ein Bild... :) 

 

Außerdem habe ich heute zum allerersten Mal in meinem Leben Artischocken gegessen. Im Gegensatz zu Austern, werde ich die wohl noch öfter in meinem Leben essen. :) Artischocken sind der Hühnerschenkel für Vegetarier - ein endloses Gezutsel und Geditsche in Vinaigrette. Da die Kinder Schenkel, aber eben nicht direkt vom Knochen abnagen dürfen, war es für sie heute ein richtiges Fest. Vermutlich hätte jeder von ihnen fünf gegessen, wenn es so viele gegeben hätte.

…und die Luft roch nach Abenteuer…

Da bis gestern die Oma der Kinder da war, habe ich den freien Tag für eine Wanderung genutzt. Gleich nach Französisch bin ich zum "Sanctuaire Notre-Dame de Grâce" gefahren, um Zitronen-Xaver dort zu parken. Diese Kirche ist wohl ein berühmter Pilgerort für Katholiken, für mich aber vor allem eine gute Gegend zum Parken, da drum herum wunderschöne Wanderwege durch weitläufige Natur führen. Natürlich habe ich mir den heiligen Ort trotzdem angesehen und viele total unheilige Zigarettenstummel und Papierle gefunden… Danach bin ich einfach mal losgelaufen. Eigentlich wollte ich ja sogar auf den Wegen bleiben, doch als sich ein kleines Trampelpfädchen, vom Weg auf den Berg neben mir schlängelte konnte ich nicht widerstehen. Der Geruch von Thymian und Abenteuer hing in der Luft und auf dem Berg wurde ich denn auch mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Ein Stück weiter vorne kam ich schließlich wieder zurück auf den Weg und ließ mich von ihm immer weiter führen, über Hügel, Wälder und weite Flächen mit lautem Bienensummen. Diesmal blieb ich sogar auf dem Weg - aber eher auf dem schmalen, auf dem keine zwei Personen nebeneinander passen. Irgendwann kam ich dann wieder nach Cotignac, aber an einer ganz anderen Stelle. Dort sah ich dann DEN Wasserfall, den großen von Cotignac. Leider konnte ich nicht herausfinden, wie ich näher hinkomme und da es schon halb vier war machte ich mich wieder auf den Rückweg, um nicht nach Dunkelheit durch den Wald zu irren. Auf dem Rückweg wollte ich denn auch wirklich  nur auf Wegen gehen, um nicht zu lange zu brauchen. Natürlich wählte ich einen anderen Weg, als auf den Hinweg - schließlich wollte ich nicht den selben Weg zweimal gehen. So nahm ich den anderen der beiden Hautpwege und wählte dann einen kleinen Nebenweg, der jedoch nach und nach verschwand. Nur noch kaum sichtbare Trampelpfade waren vorhanden, doch ich wusste, dass ich noch auf Kurs war - so ging ich einfach weiter. Leider stellte ich oben am Berg fest, dass es sich nicht um den Berg mit der Kirche handelte, sondern um den Gegenüber. Auch schien kein vernünftiger Weg in die richtige Richtung wieder hinunter zu führen. Komplett zurück zum anderen Hauptweg gehen, hätte aber viel zu lang gedauert. Tja, also traf ich meine erste falsche Entscheidung, an diesem Tag - einfach direkt durch's Gebüsch zu gehen. Auf all den Tierwechseln sollte das ja kein Problem sein. Doch bald gab es nur noch reine Wildnis. Gestrüpp so dicht, dass es selbst mit Buschmesser eine Herausforderung gewesen wäre. Da es zum Umkehren schon zu spät war, beschloss ich, dass nur weil ich keinen Weg sehen kann, es nicht heißt, dass dort keiner ist. Oder wie in dem Kinderkreisspiel "wir können nicht obendrüber, wir können nicht untendurch, wir können nicht drum herum, wir müssen mittendurch". Genau das tat ich dann auch, meine Hände immer schützend um meine Kamera gelegt (sie hat übrigens keinen Kratzer abbekommen). Als dann die äußeren Ausläufer der Mauer einer Ruine vor mir auftauchten, dachte ich schon, ich hätte endlich einen Weg gefunden, ich glaube das war das erste Mal, dass ich ein wenig enttäuscht war eine Ruine gefunden zu haben. Doch dann habe ich sie doch bewundert und weiter ging's. Mir sollten noch viele Mauern begegnen - völlig eingewachsen mit Dornenranken und unumgehbar. Außerdem waren sie jedes Mal ein klein wenig höher. So musste ich bei einer schließlich einen toten Baumstamm zur Hälfte von der Mauer zehren, dass er herunterhängt und ich auf meinen Füßen darauf hinunterrutschen kann. Wie froh war ich über meinen Mantel, der sich bis zum Kinn hoch knüpfen lässt und so den Hals schützt, auch wenn ich ihn über den restlichen Tag oft verflucht hatte, weil es so warm war. Irgendwann ging es aber wieder bergauf und ich erreichte schließlich den Hauptweg, ganz in der Nähe der Kirche. Ich hatte es geschafft - auch wenn ich zwischenzeitlich immer wieder Sorge hatte, es nicht vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen und dann in völliger Finsternis und unwegsamer Wildnis gestrandet zu sein. Auch wenn ich diesen Ängsten nicht folgte, sondern dennoch die Natur genoss, war ich dennoch erleichtert. Glücklich kam ich zu Zitronen-Xaver, der mich mit einer Flasche Wasser begrüßte.

 

Auch der restliche Tag wurde noch sehr angenehm - und lustig. Während die Kinder badeten nahm ich einen tiefen Teller mit Seifenlauge und teilte Strohhalme aus, mit denen wir riesige Seifenblasenberge produzierten, die sich in Fontänen in die Wanne ergossen. Wir hatten großen Spaß dabei!

Spagettiparty

Nachdem  die Großmutter gestern abreiste, hatte ich die Kinder heute den ganzen Tag und habe die Chance, nur mit ihnen, ohne die Eltern, Mittag zu essen, gleich genutzt um einen Berg Spagetti mit Soße zu kochen und die Kinder diese ungeschnitten verspeisen zu lassen. Castille sah aus, als hätte sie ihr Gesicht ins Essen getunkt und Arthur hatte große Freude daran die Spagetti einzeln einzusaugen und so die Soße auf der ganzen Terrasse zu verspritzen.

 

 

Danach spielten sie ganz friedlich miteinander, was selten der Fall ist. Vielleicht auch, weil sie den ganzen Tag draußen sein konnten, denn heute war es wieder angenehm warm. Jedenfalls konnte ich so entspannt draußen sitzen und lesen. Jetzt bin ich bereits etwas mehr als eine Stunde weiter südlich in Sanary am Meer, ins Haus von Alberics Eltern, hier bleiben wir bis Sonntagabend. Einer der Freunde der Familie ist der Trainer vom Rugbyteam von Lyon - die spielen morgen gegen die Toulon. Das ist ungefähr so als würde einer der recht guten Fußballvereine gegen Bayern München spielen - vermutlich bekommen sie es also voll eingeschenkt… Weil eben dieses Spiel ist, gehen die Eltern mit ihrem Freund und dessen Frau dort hin und ich pass mit dem AuPair der anderen Familie auf die Kinder auf, bin gespannt wie's wird.

 

Noch Meer Essen

Gestern sind wir alle erst auf den Markt in Sanary, wo wir für ein Picknick am Meer einkauften. Außerdem durften die vier Kinder - Arthur und Arthur zusammen und Castille gemeinsam mit Justine zwei Runden auf einem wunderschönen Karussel drehen.

Zusammen mit Taylor, dem anderem AuPair aus Philadelphia, bummle ich ein wenig durch Sanary vor dem Picknick. Es gibt hier viele schnucklige Lädchen und im Hafen sind kleine Segler so weit das Auge reicht.

Bei dem Picknick auf dem Kieselstrand, habe ich dann festgestellt, dass Jan - besagter Freund - nicht nur etwas von Rugby versteht, sondern auch vom Steine flippen.

 

Wie erwartet, hat das andere Team gewonnen, aber das hat die Stimmung nicht weiter getrübt.

Heute am Sonntag sind wir dann ein Stück weit gefahren, um gemeinsam in einem Restaurant direkt an der Küste - diesmal sogar eine mit Sandstrand, zur Freude der Kinder - zu speisen. Danach fährt die andere Familie wieder nach Hause und wir wieder in das Haus der Großeltern, um alles wieder aufzuräumen und zu putzen. Heute Abend geht's dann heim.